einfach so,
als gäbs kein morgen
einfach so,
als läge mir jede welt zu füßen
einfach so,
als könnte ich fliegen
als ein grauer rabe
mit einer zimmetblüte im schnabel
einfach so,
als läge ich jetzt dem feinsliebchen bei
und erforschte ihr innerstes
in leib und seel
einfach so,
als zündete gott der herr genau jetzt
alle sterne im universum
wie sternspritzer am weihnachtsbaum
und wir beide
mittendrin
einfach so,
wie kinder sich freun
mit roten ohren
und sieh!
wie unsere augen leuchten
trollio10 - 24. Jun, 23:35
HIELTEST DU
NICHT NAECHTENS
MEIN
HEISSES GEMAECHTE
BLINDLINGS
IN SCHAM UND KEHLE?
HIELTEST DU
NICHT NAECHTENS
DEIN HERZE MEIN
AN DEINS
MIT STILLEM BEGEHR
ALS SEIEN WIR
EINANDER GESCHENK
UND WAGNIS?
HIELTEST DU
NICHT NAECHTENS
DEINEN ATEM AN
VERWOBEN
IN DEN MEINEN
BIS ZUM ERSTEN
VOGELRUF?
HIELTEST DU
NICHT NAECHTENS
DEINE LOTOSBLUETE OFFEN
MEINER LUST
UND
DEINER WONNE
HUENDIN?
trollio10 - 21. Jun, 20:03
Und fast ein Mädchen wars und ging hervor
aus diesem einigen Glück von Sang und Leier
und glänzte klar durch ihre Frühlingsschleier
und machte sich ein Bett in meinem Ohr.
Und schlief in mir. Und alles war ihr Schlaf.
Die Bäume, die ich je bewundert, diese
fühlbare Ferne, die gefühlte Wiese
und jedes Staunen, das mich selbst betraf.
Sie schlief die Welt. Singender Gott, wie hast
du sie vollendet, dass sie nicht begehrte,
erst wach zu sein? Sieh, sie erstand und schlief.
Wo ist ihr Tod? O, wirst du dies Motiv
erfinden noch, eh sich dein Lied verzehrte? -
Wo sinkt sie hin aus mir? ... Ein Mädchen fast ...
Rainer Maria Rilke,
zwischen dem 2. und 5.2.1922,
Chateau de Muzot
trollio10 - 20. Jun, 21:02